In der Kindertagesstätte Nord wird Bewegung mit Spaß besonders großgeschrieben. Das Konzept der Bewegungskita knüpft an den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder an. Erzieherin Paulina Sauter erzählt aus ihrem Alltag in der Kita und den Möglichkeiten einen kindgerechten Zugang zu Bewegung zu schaffen.
Paulina Sauter integriert Bewegung in den Kita-Alltag der Kinder. | © Sebastian Küster
"Zu sehen, wie die Kinder ihre physischen und mentalen Grenzen neu gesetzt haben, zu hören, wie sie noch Wochen später über die Tour sprechen – das macht meinen beruflichen Alltag besonders", erzählt Paulina Sauter. Die 25-jährige Erzieherin in der Kita Nord sitzt im Büro der Einrichtungsleitung und spricht von der Teilnahme am STADTRADELN. Einem europaweiten Wettbewerb, um Menschen für das Fahrradfahren zu begeistern. Die Kita Nord tritt 2023 zum ersten Mal als Team an. Paulina will mit den Kindern und ihren Eltern eine große Runde nach Warmbronn drehen. "Die Eltern waren von meiner Idee zwar grundsätzlich begeistert, dennoch war Skepsis spürbar", erinnert sich die Erzieherin. Denn: Sie waren sich sicher, dass die Tour für die Kinder eine zu große Herausforderung darstellt. Paulina hingegen zweifelte keine Sekunde an ihrem Vorhaben.
Mit dieser begeisternden Art ist sie in der Kita Nord gut aufgehoben. Hier steht im Betreuungskonzept die freie und angeleitete Bewegung der Kinder im Mittelpunkt des Alltags und der Raumgestaltung. Ein Kriterium einer solchen Bewegungskita ist etwa der Sportraum im Untergeschoss mit Kletterwand, Matten, Bänken und Bällen. Hier dürfen die Kinder frei spielen und sich austoben, oder angeleitet Sport treiben. Jeden Mittwoch kommt ein Vertreter oder eine Vertreterin vom SV Leonberg/Eltingen und bietet Turnunterricht an. Auch Paulina Sauter leitet hier Sportangebote, wie zum Beispiel Kinderyoga. Diese spezielle Ausbildung habe sie vor kurzem erst abgeschlossen. "Im Zeitalter der Digitalisierung und Motorisierung, des Leistungsdrucks, des Freizeitstresses und der planungsfreudigen Eltern haben Kinder kaum noch die Möglichkeit, sich selbst zu erfahren und wahrzunehmen. Durch das Yoga-Angebot sollen sich die Kinder kleine Ruhe-Inseln schaffen, sinnliche Erfahrungen machen und lernen, mit Emotionen umzugehen. Auch die ausgewogene Ernährung genießt im Bewegungskonzept einen hohen Stellenwert. In der Kita wird daher jeden Tag frisch gekocht. Häufig legen die Kleinen selbst Hand an. "Vor kurzem haben wir alle gemeinsam Bananenbrot gebacken. Ich fand es war uns gar nicht so gut gelungen. Aber die Kinder haben es geliebt, obwohl kein Zucker enthalten war", sagt Sauter und blickt in die Runde im Büro von Kita-Leiterin Bärbel Feldmeier.
Ohne den Kopf der Kindertagesstätte wäre die besondere sportliche Förderung der Kleinen ohnehin zeitlich und personell nicht umsetzbar. "Sie vertraut mir, lässt mir meinen Freiraum. Das schätze ich sehr. Sie weiß, dass ich das brauche. Und sie weiß, dass das gut für die Kinder ist", so die junge Erzieherin über ihre Vorgesetzte. Die Erzieherinnen und Erzieher der Bewegungskita sind sehr daran interessiert, die Kinder in ihrem Tatendrang wahrzunehmen, zu fordern und zu unterstützen ohne ein zu enges Regelwerk oder Bevormundung durch Erwachsene. "Kinder brauchen Freiräume, um sich auszuprobieren. Wir spannen den Kindern ein ‚Sicherheitsnetz‘, sind für sie da, motivieren sie, Dinge nochmal zu probieren, wenn ihr Vorhaben nicht auf Anhieb funktioniert. Doch balancieren müssen sie am Ende alleine", erzählt die Kita-Leiterin Feldmeier aus ihrer Erfahrung. Sie ist froh, dass es so motivierte Erzieherinnen und Erzieher wie Paulina Sauter in ihrer Kita gibt.
Die Einrichtung macht es für Interessierte aber auch leichter als einige andere. Befinden sich doch einige Wohnungen speziell für Mitarbeitende im Obergeschoss. Wohnen, wo andere arbeiten sozusagen. Paulina Sauter hat das Angebot gerne angenommen. Sie lebt in einer der kleineren vier Wände und fühlt sich damit sehr wohl. "Der Arbeitsweg könnte kürzer nicht sein. Und ich wohne direkt am Waldrand. Ideal für mich", sagt sie. Die Lage ist für die sportliche Mittzwanzigerin tatsächlich perfekt. Neben dem körperlich und geistig fordernden Berufsalltag fährt sie leidenschaftlich gerne Motocross und Mountainbike, gewinnt auf Meisterschaften Preise. Erst vor gut einem Jahr hat sie ihre Ausbildung zur Erzieherin erfolgreich abgeschlossen. Zuvor arbeitete sie in einem Autohaus. "Den Schritt hierher habe ich nie bereut. Ich kann jedem den Job als Erzieher nur ans Herz legen", so Paulina und denkt dabei wahrscheinlich an die strahlenden Gesichter der Kinder nach der Fahrradtour.