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21.08.2023

Von Warmbronn in die Welt: Christian Wagner wirkt noch heute

Christian Wagner war ein Dichter des 19. Jahrhunderts. Er wurde in einem Fachwerkhaus in Warmbronn geboren. Dort lebte und starb er ebenfalls. Die Christian-Wagner-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Haus und sein Erbe bis heute bekannt zu machen. 

Der Tisch, an dem Wagner seine Gedichte verfasste, ist noch erhalten.

Der Tisch, an dem Wagner seine Gedichte verfasste, ist noch erhalten.  | © Leila Fendrich

 

Christian Wagner lebte in Warmbronn

Annette Kollmann und Felix Muhle stehen vor der Holztür mit dem schweren Messinggriff. Das Fachwerkhaus mit dem dunkelroten Holzgebälk steht mitten in Warmbronn. Noch vor gut 100 Jahren war es das Wohnhaus des Dichters Christian Wagner. Dort ist er geboren und gestorben. Heute ist es Museum, Archiv und Veranstaltungsstätte.

"Die Christian-Wagner-Gesellschaft, gegründet 1972, hatte unter anderem zum Ziel, das Haus zu erhalten", erklärt Annette Kollmann. Damals war es in Privatbesitz und drohte zu verfallen. Nachdem es unter Denkmalschutz gestellt wurde und die Stadt Leonberg das Haus erworben hatte, begannen die Renovierungsarbeiten.

Gute zehn Jahre sollte es dauern, bis das Wagner-Haus 1983 als Museum mit Ausstellung eröffnet wurde. 2018 erfolgten eine Renovierung und Neukonzeption. Im Haus selbst ist es kühl, es riecht nach Holz, etwa wie in einer Kirche. "Das Haus ist relativ groß", meint Kollmann, "früher haben hier drei Familien gelebt." Im Erdgeschoss war Christian Wagner zuhause. In der Stube mit niederen Decken steht noch der Schreibtisch, an dem der Dichter seine Werke verfasste. Auch die Stühle sind erhalten. Davon zeugt ein Foto, das im Fenster hängt. Es zeigt Wagner an eben diesem Tisch sitzend. 

Naturliebhaber Wagner

Generell gibt es viele Fotografien, Gemälde und Zeichnungen zu entdecken, die den bekannten Lyriker aus Warmbronn abbilden. Auf einem Schrank steht ein ausgestopfter Rabe. Er sei damals zutraulich gewesen und habe Wagner über eine längere Zeit begleitet. "Christian Wagner war, wenn man so will, der Vordenker des ökologischen Gedankens im 19. Jahrhundert", so Felix Muhle. Wie seine Frau Annette Kollmann ist auch er Restaurator. Beide sind Vorstandsmitglieder in der Christian-Wagner-Gesellschaft. Wagners Leitsatz war die "Schonung alles Lebendigen" – damit begeistert er noch heute viele Interessierte. Dazu gehören auch Kollmann und Muhle. "Seine Sprache und auch die Wertschätzung der Natur macht den Menschen besonders", meint Muhle. Dessen Interesse an Lyrik kam durch Christian Wagner. Kollmann pflichtet ihm bei: "Bei Wagner hatten alle Tiere ihr Lebensrecht."

Christian Wagner lebte von 1835 bis 1918, verbrachte den Großteil seines Lebens in Warmbronn und fand dort Inspiration für viele seiner Gedichte. Er habe Verluste verkraftet, weil er die Verstorbenen in der Natur gespürt habe, erklärt Annette Kollmann. Das habe Trost gespendet und sei auch für sie ein tröstlicher Gedanke. 

Ausstellung nach Themen konzipiert

Um bekannt zu werden, arbeitete Wagner stets an seiner eigenen Vermarktung. Zweimal habe er über 1.000 Postkarten drucken lassen und diese verschickt. Sehen kann man diese Postkarten ebenfalls im Wagner-Haus. Im ersten Stock sind seine Werke ausgestellt, ein kleiner Raum thematisiert Wagners Reisen, die er mit wachsender Bekanntheit antrat. Dreimal war er in Italien. Finanziert wurden diese unter anderem von seinen Musen. Eine davon ist seine zweite Ehefrau Nane. Bevor er von seiner Lyrik leben konnte, bezuschusste Nane als Hebamme das Einkommen des Warmbronner Kleinbauers, der Wagner war.

Zu Fuß sei Christian Wagner in die Bibliothek nach Stuttgart gegangen, um sich dichterisch-handwerkliches Wissen anzulesen, so Felix Muhle. Als zentrales Gründungsziel hatte sich die Gesellschaft "die Förderung der Kenntnis von Leben und Werk des Dichters Christian Wagner und die Neuherausgabe seiner Schriften" vorgenommen. Nach mehr als 50 Jahren ihres Bestehens, ist dies nun fast vollständig geschehen. Zu Ende erforscht ist Wagner aber noch nicht. "Immer wieder kommen neue Schatzkästchen zutage", sagt Annette Kollmann. Damit meint sie Briefwechsel und andere Hinterlassenschaften des Dichters. Denn weltweit leben seine Nachkommen. 

Sein Erbe weitertragen

Die Christian-Wagner-Gesellschaft setzt sich dafür ein, dass der Dichter nicht in Vergessenheit gerät. Sein Haus ist heute nicht nur ein Ort für Literaturinteressierte, sondern auch ein kultureller Treffpunkt für Veranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen. Es erinnert an die Bedeutung von Christian Wagner für die deutsche Literaturgeschichte und würdigt seinen Beitrag zur schwäbischen Dichtung. So ist das Christian-Wagner-Haus in Warmbronn nicht nur ein historisches Gebäude, sondern auch ein Ort lebendiger Kultur und Bildung: Der Veranstaltungskalender der Gesellschaft ist prall gefüllt.

Dennoch ist auch die Christian-Wagner-Gesellschaft wie viele andere Vereine vom Ausscheiden tragender und leitender Mitglieder aus Altersgründen betroffen, sodass die Organisation inzwischen auf wenigen Schultern liegt. Der erste Vorsitzende Axel Kuhn gab seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen ab. Kollmann und Muhle, die beide noch voll berufstätig sind und nicht den nötigen Hintergrund haben, wie sie sagen, können diese Nachfolge nicht leisten. Gesucht werden daher motivierte Menschen, die sich gerne in ein Team einbringen – als Mitglied und im Vorstand – denen die Erhaltung und Fortsetzung der CWG am Herzen liegt. Wer sich vorstellen kann, in der Christian-Wagner-Gesellschaft aktiv mitzuwirken, kann sich per Mail an info@cw-gesellschaft.de wenden.

Das Christian-Wagner-Haus in Warmbronn ist sonntags von 11 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung auch zu anderen Zeiten geöffnet. Informationen über Christian Wagner und die Gesellschaft finden Interessierte auf www.christian-wagner-gesellschaft.de.