Das Plangebiet liegt im Kern der Leonberger Innenstadt und bildet einen der zentralen Bereiche innerhalb des Stadtumbaugebiets. Das Areal umfasst dabei das Grundstück der ehemaligen Post sowie weitere unmittelbar angrenzende private Grundstücke, welche bereits bebaut sind.
Im Herbst 2016 zeichnete sich ab, dass die Post aus dem Stadtzentrum in das neue Gewerbegebiet Leo-West umziehen wird. Im April 2018 wurde der neue Zustellstützpunkt eröffnet. Damit ist ein großes Grundstück im Stadtumbau-Gebiet frei geworden.
Das Quartier umfasst rund 1,55 ha und befindet sich im zentralen Bereich des Stadtgebietes. Es ist zwischen Lindenstraße (Rathausneubau) im Süden, dem Layher-Areal im Westen, der Bahnhofstraße (Altstadt) im Norden sowie der Eltinger Straße im Osten einzuordnen. Das zukünftige Postareal soll als Verbindungselement zwischen der Stadtmitte um den Belforter Platz und der Altstadt fungieren, daher wird diesem Areal eine wichtige innerstädtische Funktion beigemessen. Bisher getrennte Stadtbereiche sollen über den neuen baulichen Brückenschlag vernetzt werden.
Um eine qualitativ hochwertige Bebauung zu sichern, wurde ein europaweites, nichtoffenes Investorenauswahlverfahren mit Präqualifikation ausgelobt. Hierbei wurden insgesamt zehn Arbeiten vollständig abgegeben. Im Rahmen der Preisgerichtssitzung im Mai 2018 wurden die Preisträger gekürt. Den ersten Rang belegte dabei der Investor STRABAG Real Estate GmbH.
1. Rang
Investor: STRABAG Real Estate GmbH
Städtebau/Architektur: h4a Gessert + Randecker Generalplaner GmbH
Landschaftsplanung: Glück Landschaftsarchitektur GmbH
Daraufhin hat der Gemeinderat hat im Juli 2018 die Verwaltung beauftragt, auf Grundlage der Empfehlungen des Preisgerichtes mit dem ersten Preisträger in das Verhandlungsverfahren einzutreten.
Parallel wurden eine Reihe von Privatgrundstücken von der Stadt als eigentumsrechtliche Voraussetzung zur Realisierung des sog. Brückenschlags erworben.
Mit dem Postareal soll ein neues, urbanes, gemischt genutztes Stadtquartier entstehen, welches identitätsstiftend und einladend wirkt. Das geplante Bauvorhaben setzt den überwiegenden Abriss der bestehenden Gebäude sowie des gesamten Postgebäudes voraus.
Zwischen Rathaus und Altstadt sollen insgesamt acht Gebäude mit Mischnutzungen entstehen. Geplant sind insbesondere Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Büros sowie etwa 110 Wohnungen. Überdies soll eine sechs Meter breite Brücke für Fußgänger und Radfahrer als Verbindung zur Altstadt, der sogenannte "Brückenschlag" entstehen.
Die auf den ersten Blick wie zufällig gesetzten polygonalen Stadtbausteine bilden das städtische Gerüst des neuen Quartiers. Sie reagieren in ihrer Form höchst differenziert auf die angrenzende Bebauung und den heterogenen Grundstückszuschnitt. Insgesamt entsteht ein an Kubaturen reiches und vielfältiges Baukonzept, welches aus acht neu zu erstellenden Gebäuden besteht, die teilweise über einzelne Geschosse miteinander verbunden sind. Davon gruppieren sich vier Gebäude um einen zentralen Quartiersplatz.
Unterschiedliche Gebäudehöhen von ein bis fünf Geschossen zonieren die Höhenentwicklung im zentralen Gebiet und reagieren durch die Höhenstaffelung auf die Nachbarschaft. Des Weiteren werden die Zugänge zum Quartier markiert. So bilden die sechsgeschossigen Gebäude gemeinsam mit der Brücke den nördlichen Quartiersauftakt. Im Süden, an der Kreuzung Linden-/ Eltinger Straße, soll mit acht Geschossen ein architektonischer Hochpunkt gesetzt werden, der gegenüber dem Rathaus den südlichen Eingang ins Quartier markiert.
Zur Belebung der Verbindungsachse zur Altstadt sind in den Gebäuden entlang der Brücke auf Brückenniveau gewerbliche Einrichtungen vorgesehen und in den Obergeschossen Wohnen.
In allen Gebäuden des zentralen Bereichs um den Quartiersplatz sind öffentlich zugängliche Nutzungen vorgesehen. Die erdgeschossige Nutzung ist dabei weitgehend durch Einzelhandel, einzelhandelsnahe Nutzungen und Gastronomie geprägt. Hier möchte sich u.a. ein Drogeriemarkt ansiedeln. Die darüber liegenden Geschosse sind in Richtung Westen (Layher-Areal) hauptsächlich zur wohnbaulichen Nutzung, in östlicher Richtung (Eltinger Straße) als Gewerbe- und Büroflächen vorgesehen. Im Untergeschoss ist zudem ein Lebensmittelmarkt angedacht.
An der Eingangssituation im südlichen Bereich ist ein Verwaltungs- und Bürogebäude vorgesehen.
Städtebaulich ist das Postareal als autofreies Quartier mit einer hohen Aufenthaltsqualität konzipiert. Als zentraler Innenstadtbereich ist das Postareal gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen und entspricht aufgrund seiner Innenstadtlage dem Ziel der „Stadt der kurzen Wege“. Die Ableitung des ruhenden Verkehrs erfolgt direkt in die Tiefgaragen, wodurch eine Freihaltung des Quartiersinneren vom Autoverkehr erzielt wird.
Als Stellplatzschlüssel wird für Wohneinheiten ≤65 m² ein Nachweis von 1,0 Kfz-Stellplatz und für Wohneinheiten >65 m² ein Nachweis von 1,5 Kfz-Stellplätzen festgelegt. Zudem werden 10% der privaten Stellplätze als öffentlich nutzbare Stellplätze gefordert, die neben den erforderlichen Stellplätzen für den Einzelhandel, den grundsätzlichen Bedarf decken sollen. Der für Kunden, Besucher und Dienstleister vorgesehene Parkraum befindet sich im öffentlich zugänglichen Teil der zentralen Tiefgarage. Die Tiefgarage ist in mehreren Parkebenen organisiert und wird von der Eltinger Straße südlich des Gebäudes 7 erschlossen. Die Hauptandienung des zentralen Geschäftsbereichs mit dem Drogerie- und Lebensmittelmarkt erfolgt ebenso über die Eltinger Straße im südlichen Bereich des Gebäudes 7.
Zentrales Element der fußläufigen Erschließung ist die Gestaltung einer barrierefreien Stadtachse, welche in Nord-Süd-Richtung durch das Gebiet verläuft und die Altstadt mit der neuen Stadtmitte verknüpfen soll. Vielfältige weitere Verbindungen, wie zur Eltinger Straße, zur Lindenstraße und zum Stadtgarten ermöglichen eine gute Durchwegung ohne Gebäuderückseiten.
Die Haupterschließung des Radverkehrs verläuft über den Brückenschlag und führt im weiteren Verlauf nördlich des Gebäudes 5 entlang. Von dort wird der Radverkehr in die Eltinger Straße überführt.
Die Brücke zur Altstadt setzt zischen den Gebäuden 4 und 5 an und endet auf Erdgeschosshöhe des Gebäudes 1 (Bahnhofstraße 5). Mit einer Breite von ca. sechs Metern bietet sie ausreichend Platz für eine konfliktfreie Begegnung von Fußgängern und Radfahrern. Östlich und westlich der geplanten Brücke sowie teilweise unter dem Brückenbauwerk wird Raum für öffentliche Grünflächen geschaffen, in denen eine Retentionsfläche und Baumpflanzungen vorgesehen sind.
Im Zentrum des Quartiers ist ein großzügig gestalteter, zentraler Platzbereich vorgesehen, um den offenen Charakter des gesamten Quartiers zu betonen. Um diesen Quartiersplatz werden Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe angeordnet. Der Quartiersplatz bietet aufgrund einer angenehmen Gliederung und attraktiven Sichtachsen mit Hilfe einer belebten Erdgeschosszone ein abwechslungsreiches räumliches Erlebnis. Der Platz soll durch grüne Inseln mit Sitzmöglichkeiten eine hohe Aufenthaltsqualität erhalten und zum Verweilen einladen. Zudem können Platzbereiche für die Außengastronomie genutzt werden.
Durch einen Landschaftsplaner wurden die Begrünungsmöglichkeiten mit Baumpflanzungen und Beeten innerhalb des Quartiers und entlang der Stadtachse weiter konkretisiert. So sollen 16 groß- und mittelkronige Bäume sowie 16 Kleinbäume neugepflanzt werden. Zwei Bestandsbäume an der Eltinger Straße werden in das Planungskonzept intergiert und durch sieben weitere Großbaumpflanzungen ergänzt. Sämtliche Gebäude erhalten eine extensive bzw. teilwiese eine einfache intensive Dachbegrünung. Zudem sind Fassadenbegrünungen vorgesehen.
Mehr über das Postareal erfahren Sie auf der Homepage der STRABAG Real Estate GmbH postareal-leonberg.de.
Am 26. März 2024 haben die Stadt Leonberg und der Investor STRABAG Real Estate GmbH den Kaufvertrag und den städtebaulichen Vertrag für das Postareal unterzeichnet. Damit ist ein weiterer wichtiger juristischer Meilenstein für das prägende Stadtentwicklungsprojekt erreicht.
Die Bebauung des Postareals wurde als ein Projekt der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) aufgenommen. Dementsprechend stehen neue Bautechnologien, nachhaltige Materialien und ein nachhaltiges Energiesystem im Fokus des Projekts.
Die Planungen zum Stadtumbau schreiten voran. Das Plankonzept wurde seit dem Wettbewerbsergebnis weiter planerisch optimiert und konkretisiert. Das Stadtplanungsamt hat auf Grundlage des aktuellen Städtebaulichen Entwurfs einen Bebauungsplan erstellt, der Voraussetzung für die Baumaßnahme ist.
Mit Aufstellungsbeschluss vom 26. März 2019 durch den Gemeinderat, wurde das Bebauungsplanverfahren förmlich eingeleitet. Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der betroffenen Behörden gemäß § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 BauGB sowie die Öffentlichkeitsbeteiligung mit paralleler Behördenbeteiligung gemäß § 3 Abs. 2 und § 4 Abs. 2 BauGB fanden statt. Auf der Grundlage von Fachgutachten, Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der Behörden sowie eines städtebaulichen Entwurfes für die geplanten Nutzungen, wurde unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten der Bebauungsplan entwickelt. Die öffentlichen und privaten Belange wurden vom Gemeinderat untereinander und gegeneinander gerecht abgewogen und am 24.09.2024 wurde der Bebauungsplan mit den örtlichen Bauvorschriften jeweils als Satzung vom Gemeinderat beschlossen. Nach Genehmigung der Flächennutzungsplanänderung und der Ausfertigung des Bebauungsplans tritt dieser mit der öffentlichen Bekanntmachung in Kraft.
Derzeit führt die Stadt Leonberg die Abbruchmaßnahmen zur Freilegung des Postareals durch. Hierfür können nach Möglichkeit Fördermittel aus dem Bund-Länderprogramm Stadtumbau West eingesetzt werden. Im ersten Schritt werden die sechs Gebäude entrümpelt. Sind sie leergeräumt, folgt die sogenannte Schadstoffsanierung. Dabei werden Schad- und Baustoffe getrennt und fachgerecht entsorgt beziehungsweise recycelt - insgesamt rund 30.000 Kubikmeter. Ende März 2025 soll die Fläche frei sein.
Nach Beendigung der Abbruchmaßnahmen auf dem Postgelände soll die Verlegung der Umspannstation Eltinger Straße durch die Netze BW sowie erforderliche Leitungsverlegungen beginnen und etwa 6 Monate dauern. Anschließend erfolgt die Errichtung des Brückenbauwerks durch die Stadt.
Im 2. Quartal 2026 wird voraussichtlich mit dem Bau des neuen Quartiers begonnen, den Hochbau verantwortet die Ed. Züblin AG. Mit der Fertigstellung aller Bauabschnitte ist bis Ende 2028 zu rechnen.
Die Entwicklung des Quartiers inklusive der erstmaligen Herstellung der notwendigen Erschließungsanlagen wird durch den Projektentwickler vorgenommen. Die öffentlichen Verkehrs- und Grünflächen werden durch die Stadt Leonberg hergestellt. Für den Großteil der öffentlichen Verkehrsflächen (Herstellung der Brücke und des Radweges sowie Umgestaltung der Eltinger Straße) können durch das LGVFG-Programm des Landes Baden-Württemberg voraussichtlich Fördermittel generiert werden.